Am 30. März 1836 wurde Karl Ferdinand von Stumm in Saarbrücken geboren. Sein Vater Carl Friedrich hatte gerade das Neunkircher Eisenwerk als Erbe übernommen und mit dem Bau des "Herrenhauses" in der Saarbrücker Straße begonnen. Mit 12 Jahren, nach dem Tod seines Vaters 1848, wurde er Mitbesitzer des Industrievermögens der Familie Stumm. Der Weg zum bedeutenden Industriellen begann mit dem Eintritt in die Werksleitung am 1.4.1858. Er sah sich als "Chef der Firma", betätigte sich aber auch als Unternehmer und Politiker.
Mit dem Kauf des Neunkircher Eisenwerks 1806 wird die Familie Stumm im Saarland aktiv, die dann über ein Jahrhundert lang einen großen Einfluss auf die industrielle Entwicklung in Südwestdeutschland hatte. "Ära Stumm" aber nennen wir noch heute nur den Einfluss, den Karl Ferdinand Stumm ab etwa 1860 durch seine industrielle und politische Tätigkeit hatte. Schon bald nach seinem Eintritt ins Werk 1858 zeigte er seine Weitsicht durch den Ausbau der Weiterverarbeitung, um den notwendigen Zukauf von Roheisen auszugleichen. Auch bei seinem ersten Auftreten in einem deutschen Parlament 1867 mit einer Rede, in der er schon einige Grundzüge seiner späteren Politik vorstellte, war dies der Fall. Sie befasste sich schon mit der Lösung der "Sozialen Frage".
Wie seine Familie bereits 1815, war er national und konservativ eingestellt. Seine Militärzeit beendete er als Offizier, nahm am Krieg von 1870 teil und kehrte, als Rittmeister mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet, heim. Seine Arbeit im Parlament brachte ihm großes Ansehen in der Wirtschafts- und Handelspolitik, Gegner durch seine Haltung zur "Arbeiterfrage" und zu seiner Sozialpolitik. Seine Vorstellungen zur Sozialversicherung stieß z. B. bei Freunden und Gegnern auf Widerspruch.
Das Kriegsende 1871 war auch in der Firma ein neuer Anfang. Karl-Ferdinand von Stumm wurde nun allein Chef der Firma, deren Besitz er mit den drei Brüdern teilte. Diese überließen ihrem gerade 34 Jahre alten Bruder die Verwaltung des Neunkircher Eisenwerkes. Die eigene Kokerei deckte den Koksbedarf der Hochöfen. Die vom Hochofen getrennte Gießerei konnte außer Gusseisen auch Gussstahl und Buntmetalle produzieren. Seit 1874 kam Erz von der Lahn und den eigenen Gruben in Lothringen. Besondere Verdienste erwarb sich Karl-Ferdinand Stumm durch den Bau des ersten Thomas-Stahlwerks an der Saar. Die von ihm forcierte Einführung einer umfangreichen Qualitätskontrolle ermöglichte die Vermeidung von Fehlern beim ausgelieferten Material.
Der Unternehmer Stumm bewohnte ab 1880 seine beiden Schlösser auf dem Halberg und in Grünhaus. Sein Lebensstil entsprach immer mehr dem der Adligen dieser Zeit. Die fehlenden Titel erhielt er 1888 bzw. 1891. Dem Adelsbief mit Ernennung zum Freiherrn von Stumm folgte die Genehmigung zum Tragen des Doppelnamens von Stumm-Halberg, der an den Besitz des Halbergs gebunden war. Seit 1873 gab Stumm die Anweisungen an seine Beamten in der Form von "Circularen". Außerdem gab es feste Besprechungen und Sprechzeiten. Für jeden Arbeiter gab es die Möglichkeit des direkten Gesprächs mit Stumm, das auch von Beamten und Meistern nicht verhindert werden durfte. So versuchte der Chef, der Firma, ein gewisses Vertrauensverhältnis aufzubauen und zu erhalten.
Die letzten Lebensjahre brachten Stumm In der Politik viele Enttäuschungen und Niederlagen. Mit technischen Neuerungen wurde er vorsichtig und bestimmte Entwicklungen sah er mit großem Misstrauen. So ging die Elektrifizierung in seinen Produktionsstätten nur sehr langsam voran und auch die von seinen Ingenieuren betriebene Einführung moderner Gasmaschinen wurde von ihm gebremst. Sein letztes Lebensjahr wurde von einer schweren Krankheit überschattet, der er am 8.März 1901 erlag. Beigesetzt wurde er auf seinen Wunsch am Fuße des Halbergs, sein Grab nur mit einem einfachen Gusskreuz geschmückt.
(Text: nach Heinz Gillenberg)