Liebe Bürgerinnen und Bürger,
in den 1980ern verkündete Oberbürgermeister Peter Neuber, man müsse die Gleichung NK=NE (Neunkircher Eisenwerk) auflösen. Wir haben seitdem wichtige Wegmarken des Strukturwandels zurückgelegt: etwa die Entwicklung zur Einkaufs- und Kulturstadt.
Nach wie vor bleibt aber der Strukturwandel die größte Herausforderung, vor der unsere Stadt historisch je stand: Stadtentwicklung ist kein Sprint, sondern ein Marathon.
Mit rund 800 Arbeitsplätzen produziert Saarstahl heute Stahl in Neunkirchen und ist damit ein wesentlicher Arbeitgeber unserer Stadt. Es geht aber nicht nur um wirtschaftliche, sondern auch um ökologische Fragen: Wenn - um die deutsche CO2-Bilanz zu verbessern - die eigene Stahlproduktion zurückgefahren wird und Stahl aus Weltregionen importiert wird, in denen Stahl mit einem wesentlich höheren CO2-Ausstoß produziert wird.
Wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll wäre es, die saubere Stahlproduktion mit wenig bis keinem CO2-Ausstoß weiterzuentwickeln. Schätzungen gehen von Kosten von rund 2,5 Milliarden für das Saarland aus. Der Bund muss sich zu Klimaschutz und heimischer Schlüsselindustrie bekennen. Der Neunkircher Stadtrat hat jüngst in einer Resolution die Landesregierung aufgefordert, sich dafür einzusetzen. Mitarbeiter von Saarstahl setzen sich in einem Protestmarsch zur EU auch dort für Hilfen ein.
Zum Thema sauberer Stahl gehört, dass neue, sauberere Verfahren den alten Gasometer für Saarstahl entbehrlich gemacht haben. Mit der Stilllegung wird pro Jahr sehr viel Strom eingespart. Gleichwohl: Auch ich habe einen Kloß im Hals, bei dem Gedanken der Gasometer stehe nicht mehr in Neunkirchen, auch wenn wir dadurch CO2 einsparen.
Wir Neunkircher bekennen uns zu unserer Geschichte als Hüttenstadt: Unsere historische Identität hat ihren Platz, etwa mit dem Wasserturm, dem Hochofen oder dem Wandgemälde des Hüttenarbeiters in der Bahnhofstraße.
Ihr Jörg Aumann
Oberbürgermeister