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Günter Rohrbach Filmpreis

Filmpreis 2021 geht an „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“

Der elfte Günter Rohrbach Filmpreis, den die Günter Rohrbach Filmpreis Stiftung in Zusammenarbeit mit der Kreisstadt Neunkirchen alljährlich vergibt, geht an das Drama „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde am Freitag, 5. November, passend zur Fokussierung des Günter Rohrbach Filmpreises auf Themen aus „Arbeitswelt und Gesellschaft“, in der Industriekultur-Kulisse der Neuen Gebläsehalle Neunkirchen im Rahmen einer festlichen Gala verliehen.


v.l. Juryvorsitzender Ulrich Matthes, Oberbürgermeister Jörg Aumann, Arman T. RIahi, Peter Lohmeyer, Günter Rohrbach, Dominik Graf, Moritz Schultheiß, Jannis Niewöhner, Albrecht Schuch, Tom Schilling, Felix von Boehm, Saskias Rosendahl, Visar Marina, Franziska Weisz, Vorsitzender der Günter Rohrbach Filmpreis Stiftung Jürgen Fried, Ministerpräsident Tobias Hans | Foto: Thomas Seeber

Gemeinsam mit dem Regisseur und Co-Drehbauchautor Dominik Graf wurde der Produzent von „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“, Felix von Boehm (Lupa Film GmbH), ausgezeichnet.

Die Darstellerpreise gehen an Maria Hofstätter in „Fuchs im Bau“ und Tom Schilling in „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“.

Der Preis des Saarländischen Rundfunks geht zu gleichen Teilen an die Schauspielerin Saskia Rosendahl in „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“ und den Schauspieler Jannis Niewöhner in „Je suis Karl“ von Christian Schwochow.

Den Preis der Saarland Medien GmbH konnte Arman T. Riahi für seine Regiearbeit in „Fuchs im Bau“ entgegennehmen.

Der Preis des Oberbürgermeisters geht an den Kameramann (Director of Photography) Benedict Neuenfels für „Ich bin Dein Mensch“.

Der Günter Rohrbach Filmpreis 2021:
Der diesjährige Hauptpreisträger-Film „Fabian oder der Gang vor die Hunde“ ist die filmische Adaption des Romans „Fabian. Die Geschichte eines Moralisten“ von Erich Kästner, der Anfang der 1930er Jahre in Berlin spielt. Die Weimarer Republik löst sich auf, der politische und wirtschaftliche Niedergang wird begleitet von moralischer Dekadenz. Dominik Graf, Regisseur und Mitautor des Drehbuchs, und Produzent Felix von Boehm zeichnen das Drama um den Werbetexter Dr. Jakob Fabian und dessen Freund Stephan Labude mit großem Feingefühl für die fatalen Umstände, die für beide Protagonisten ins Verderben führen. Das Sittengemälde, das profunde Einblicke in die deutsche Vorkriegsgeschichte bietet, überrascht durch seine außergewöhnliche Darstellungsform und wurde bereits mit der Silbernen Lola bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises 2021 ausgezeichnet. Die Jury würdigt das Werk mit dem diesjährigen Günter Rohrbach Filmpreis, der mit 10.000 Euro dotiert ist.

Darstellerpreise:
Als beste Darstellerin wird Maria Hofstätter, als bester Darsteller Tom Schilling mit einem Preisgeld von jeweils 3.000 Euro geehrt.

Die österreichische Schauspielerin Maria Hofstätter verkörpert in „Fuchs im Bau“ eine Gefängnislehrerin, die mit unkonventionellen Methoden ihre „Kinder“ auf das Leben vorbereitet. Dabei geht es ihr weniger um Wissensvermittlung als um die persönliche Entwicklung der Jugendlichen, die Vertrauen zu sich selbst fassen müssen. Hofstätter verkörpert diese Rolle mit absoluter Dominanz und Durchsetzungsfähigkeit, die sie einerseits im Umgang mit den pubertären Strafgefangenen braucht, sie andererseits aber auch den neuen Lehrer spüren lässt, den sie als Konkurrenten auffasst. Die harte Schale um das große Herz, das nur für ihre „Kinder“ schlägt, muss von dem feinfühligen Kollegen erst geknackt werden.

Der ebenfalls mit dem Darstellerpreis ausgezeichnete Tom Schilling irrt als Dr. Jakob Fabian durch die wilden Dreißigerjahre, die von Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit, Armut, gleichwohl aber auch einer unbändigen Feierlust geprägt sind. Fabians Suche nach dem Sinn des Lebens scheint ein Ende zu haben, als er seine große Liebe trifft, die ihn jedoch aus Opportunismus verlässt. Aufgrund eines üblen Scherzes bringt sich auch sein bester Freund um, so dass der verarmte Germanist schließlich einsam in der trostlosen Provinz strandet und stirbt. Schilling zelebriert das Scheitern des hoch gebildeten Fabian an einer sich auflösenden Gesellschaftsmoral und zeigt mit seinem reduzierten Spiel das komplette Spektrum zwischen Lässigkeit und Zerbrechlichkeit.

Preis des Saarländischen Rundfunks:
Mit dem mit 5.000 Euro dotierten Preis des Saarländischen Rundfunks werden Saskia Rosendahl in „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“ sowie Jannis Niewöhner für „Je suis Karl“ ausgezeichnet.

Saskia Rosendahl verkörpert in „Fabian oder der Gang vor die Hunde“ die Geliebte Cornelia Battenberg. Mit ihr scheint die Titelfigur der Erzählung das wahre Glück gefunden zu haben. Die Beziehung scheitert letztlich aber an der Mittellosigkeit Fabians, denn die Schauspielerin sieht ihre Chance gekommen, als sie auf einen reichen Produzenten trifft. Die kluge, schöne Cornelia überlässt Fabian seinem Schicksal und entscheidet sich für die Karriere. Saskia Rosendahl verkörpert die junge Frau im Sog der Weltwirtschaftskrise, bei der es viele Verlierer, aber auch Gewinner gibt.

Jannis Niewöhner zieht in seiner Titelrolle „Je suis Karl“ alle in seinen Bann, sogar Maxi, die aufgrund eines von Karl verübten Bombenanschlags ihre Mutter und Geschwister verliert. Nichtsahnend lässt sich die Überlebende auf eine zarte Beziehung zu dem charismatischen Extremisten ein, der sie verführt und benutzt, um sein revolutionäres Ziel, die Vorherrschaft in Europa zu erreichen. Charmant und perfide zugleich verfolgt dieser seinen teuflischen Plan und geht bis zum Äußersten. Gerade das Spiel Niewöhners führt vor Augen, wie leicht Massen zu manipulieren sind. Ein Film von verstörender Aktualität.

Preis der Saarland Medien GmbH:
Arman T. Riahi erhält den mit 3.500 Euro dotierten Preis der Saarland Medien GmbH. Sein Film „Fuchs im Bau“ spielt fast ausschließlich in einem Jugendgefängnis, sodass der Zuschauer die Enge, in der junge Menschen ihre Strafe absitzen müssen, unmittelbar erlebt. Vieles bleibt im Unklaren: Wer ist die Frau, die mittels Maltherapie den jungen Menschen Selbstvertrauen schenken möchte? Warum entscheidet sich ein Musiker, Gefängnislehrer zu werden? Warum lässt ein androgynes Mädchen niemand an sich ran? Riahi gewährt Einblicke in die Lebenswirklichkeit von Straffälligen, die aus der Gesellschaft ausgesondert wurden. Gleichwohl plädiert er mit seinem Werk ohne Pathos, aber mit viel Empathie dafür, diesen jungen Menschen, die ihr Leben noch vor sich haben, eine zweite Chance zu geben.

Preis des Oberbürgermeisters:
Mit dem Preis des Oberbürgermeisters (2.500 Euro) wird Kameramann Benedict Neuenfels geehrt. In „Ich bin Dein Mensch“ wird das Spannungsfeld Mensch – Maschine beleuchtet. Die Wissenschaftlerin Alma soll einen humanoiden Roboter testen, der dank künstlicher Intelligenz komplett auf ihre Bedürfnisse programmiert ist. Der Film spielt in der nahen Zukunft und es gelingt dem Kameramann eine melancholische Stimmung einzufangen, die den Widerstreit von Intellekt und Emotion unterstreicht. Dennoch ist nichts Schweres an dieser Komödie, bei der es um die Fragen der Liebe, der Sehnsucht und was den Mensch zum Menschen macht, geht.

Weitere Ehrengäste und Preisträger der Vorjahre:
Da die Preisverleihung im vergangenen Jahr coronabedingt nicht in Präsenz gefeiert werden konnte, waren der diesjährigen Einladung weitere Ehrengäste gefolgt. So konnten der Schauspieler Albrecht Schuch, der 2019 den Preis des Saarländischen Rundfunks für seine Rollen in Systemsprenger und Atlas ausgezeichnet wurde, ebenso wie Regisseur Visar Morina, der den Günter Rohrbach Filmpreis 2020 für sein Werk „Exil“ erhielt und Kameramann Moritz Schultheiß, Preisträger der Saarland Medien GmbH 2020 für „Pelikanblut“ begrüßt werden.

Die Moderation des Abends lag in den bewährten Händen von Peter Lohmeyer, der seit 2018 mit seiner unterhaltsam-nonchalanten Art durch die Gala führte.

Das musikalische Rahmenprogramm kam von Schauspielerin und Sängerin Ina Paule Klink, die mit ihrer Band Paule die Gäste unterhielt.

Die Auswahl:
Die Preisträgerjury 2021 bestand neben dem Jurypräsidenten und amtierenden Präsidenten der Deutschen Filmakademie, Ulrich Matthes, aus der Schauspielerin Franziska Weisz sowie Andrea Etspüler (Saarländischer Rundfunk), Thomas Reinhardt (Saarbrücker Zeitung), Uli Aselmann (die film gmbh), Ulrich Höcherl (Blickpunkt:Film) und dem Vorsitzenden der Günter Rohrbach Filmpreis Stiftung, Jürgen Fried

54 Filme wurden im Wettbewerbsjahr 2021 eingereicht. Die Vorjury um Gabriella Bandel, Melanie Mai, Barbara Wackernagel-Jakobs, Marisa Winter und Christian Bauer hat daraus acht Filme für die Endausscheidung ausgewählt.

Weitere Infos unter www.guenter-rohrbach-filmpreis.de


Für Günter Rohrbach, einen der bedeutendsten deutschen Kino- und Fernsehproduzenten, wird ein nach ihm benannter Filmpreis ins Leben gerufen: Rohrbachs Heimatstadt, das saarländische Neunkirchen, lobt erstmals den Günter-Rohrbach-Filmpreis aus.

Der Preis in Höhe von 10.000 Euro soll an deutschsprachige Filme in Spielfilmlänge verliehen werden, die sich mit der Thematik "Arbeitswelt und Gesellschaft" beschäftigen.


Damit steht der langjährige Präsident der Deutschen Filmakademie und Geschäftsführer der Bavaria Atelier GmbH Günter Rohrbach für einen Filmpreis, den es in dieser Form bundesweit noch nicht gibt und der zugleich eine Verbindung zu Rohrbachs Geburtsstadt Neunkirchen als ehemaliger Hüttenstadt schafft."


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